Wir beziehen viele unserer täglichen Nahrungsprodukte aus der Viehhaltung. Dazu zählen insbesondere Fleisch, Eier, Milch und Milchprodukte wie Molke. Diese Produkte versorgen uns mit hochwertigen Makronährstoffen wie Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten sowie wertvollen Mikronährstoffen wie Eisen, Zink und Vitamin B12.

Viehhaltung verbraucht jedoch auch enorme Ressourcen und verursacht mehr Treibhausgase als der weltweite Transportsektor. Die steigende Weltbevölkerung und die Verwestlichung der Ernährungsweise in Entwicklungs- und Schwellenländern führen zu einer prognostizierten Verdopplung der Fleischproduktion bis 2050. Insekten sind hier eine innovative Lösung: Funktionale Nährstoffe bei nachhaltigem Ressourcenverbrauch!

DIE WELT WÄCHST – UND HAT HUNGER

Zurzeit leben rund 7,3 Mrd. Menschen auf unserem Planeten. Zwischen 2015 und 2030 wird die Weltbevölkerung voraussichtlich um 16 % auf 8,5 Mrd. Menschen ansteigen, während in 2050 bereits 9,7 Mrd. Menschen (+ 32 %) prognostiziert werden [1]. Mehr Menschen benötigen mehr Nahrung. Die Versorgung dieser Menschen erfordert eine Erhöhung der Nahrungsmittelproduktion um ca. 70 % [2]. Insbesondere die Produktion von Fleisch steigt, um alle Menschen mit hochwertigem Protein zu versorgen.

Viehhaltung macht im weltweiten Durchschnitt bereits ein Drittel des menschlichen Proteinkonsums aus [3]. In den entwickelten Ländern beträgt dieser Anteil schon 50%. Die globale Fleischproduktion wird sich voraussichtlich von 229 Mio. t in 1999/2001 auf 465 Mio. t in 2050 mehr als verdoppeln, während die Milchproduktion in diesem Zeitraum von 580 Mio. t auf 1.043 Mio. t ansteigt [3]. Dies liegt jedoch nicht nur an Entwicklungs- und Schwellenländern. So hat sich z.B. der Molkenpulververbrauch allein in Deutschland zwischen 2009 und 2013 auf 113.000 t verdoppelt [9].

PRODUKTE AUS DER VIEHHALTUNG VERBRAUCHEN VIELE RESSOURCEN

Eine erhöhte Nahrungsproduktion bedeutet einen höheren Wasserverbrauch, eine höhere Nutzung von Landfläche zum Anbau von Futter und einen höheren Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen.

Viehhaltung belegt ca. 70% der gesamten Agrarfläche. Das ist 30 % der gesamten eisfreien Landfläche der Erde [3]. Zudem verdrängt die Viehhaltung viele Arten aus ihrem natürlichen Lebensraum und ist ein Hauptverantwortlicher für den Verlust der Artenvielfalt weltweit. Bereits jetzt stellt Vieh ca. 20% der gesamten tierischen Biomasse dar. Zudem ist allein die Viehhaltung verantwortlich für 14,5 % bis 18 % aller Treibhausgase, die der Mensch verursacht [3,4]. Rindfleisch und Milchprodukte machen dabei den höchsten Anteil aus.  Auch die Aufbereitung von Nebenprodukten der Milchwirtschaft benötigt sehr viel Energie. Ein Beispiel ist hier Molkenprotein (Whey Protein), ein Bestandteil der Kuhmilch.

Insekten sind nachhaltig.

INSEKTEN WACHSEN SEHR EFFIZIENT

Insekten bieten vergleichbare Nährwerte zu anderen hochwertigen Proteinquellen wie beispielsweise Rindfleisch oder Molkeprotein. Sie benötigen jedoch nur einen Bruchteil der Ressourcen. Dies liegt daran, dass Insekten das aufgenommene Futter viel effizienter nutzen können.

Insekten sind wechselwarm und ihre Körpertemperatur hängt von der Umgebungstemperatur ab. Vieh ist gleichwarm und muss die Körpertemperatur konstant halten. Hierfür wird viel Energie aus dem Futter verwendet. Im Gegensatz zu Vieh müssen Insekten die Energie aus dem Futter nicht für Körperwärme verwenden, sondern können diese  primär in Körpermasse investieren.

Wir nutzen in unserem Fitnessriegel als Insektenart die Grille (Acheta domesticus). Diese hat eine extrem hohe Futtereffizienz und ist bis zu 12-mal produktiver als Rinder [5]. So benötigen Rinder um die 25 kg Futter für die Produktion eines Kilogramms Fleisches. Grillen hingegen benötigen lediglich 2 kg Futter pro Kilogramm.

Somit brauchen Grillen auch viel weniger Landfläche und Wasser für den Anbau und die Bewässerung von Futterpflanzen [6]. Als weiterer wichtiger Faktor verursachen Grillen nur einen Bruchteil der Treibhausgase, den konventionelle Proteinquellen verursachen. Im Vergleich zu Rindfleisch oder Molkenprotein verursachen Grillen weniger als 1 % der Treibhausgase [7,8].

SOZIALE ASPEKTE DER INSEKTENZUCHT

Viehhaltung ist weltweit kulturell verwurzelt und bietet vielen Menschen eine Lebensgrundlage. Insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern ist klassische Viehhaltung eine wichtige Einnahmequelle. Die Zucht von Insekten ist traditionell in wärmeren Ländern verhaftet. Zum einen, da Insekten als wechselwarme Tiere ein warmes Klima bevorzugen. Zum anderen, da sie eine andere Form der Atmung haben als wir. Insekten haben keine Lungen, sondern atmen über röhrenförmige Tracheen. Diese Art der Atmung ist dabei umso effizienter, je wärmer die Umgebung. Dies begünstigt das Wachstum der Insekten. In warmen Gebieten werden sie also größer, so dass sich dort der Anbau von Insekten als Lebensmittel lohnt [10].

Christopher und Timo bei Insektenzüchtern in Thailand.

Die Zucht von Insekten erfordert relativ wenig Aufwand und Zeit und benötigt zudem wesentlich geringere Investitionen als der Unterhalt von Vieh [3]. Somit können Frauen und Männer, aber auch ältere Menschen Insekten züchten. Dies bietet den Menschen eine wichtige ökonomische Alternative zum Anbau von saisonalem Gemüse oder der teuren Haltung von Nutztieren. Insbesondere sozial schwächere Gruppen, die kein oder nur wenig eigenes Land besitzen und keinen Zugang zu Kapital haben, können sich eine Existenz über die Insektenzucht aufbauen [3].

TRADITION DES INSEKTENESSENS

Wir verarbeiten Insekten als hochwertige und zugleich nachhaltige Proteinquelle. Insekten zu essen ist dabei im Grunde nichts Neues. Zumindest nicht für zwei Milliarden Menschen weltweit, die Insekten regelmäßig als wertvolle Nährstoffquelle auf ihrem täglichen Speiseplan finden. Nur in der westlichen Welt ist der Gedanke ungewohnt, sechsfüßige Krabbler zu essen.

Dort, wo sie zum regelmäßigen Bestandteil des Speiseplans gehören, werden Insekten hingegen aufgrund ihres guten Geschmacks und ihrer herausragenden Nährstoffe geschätzt. In manchen Regionen der Erde erzielen Insekten sogar höhere Preise als Rindfleisch.

Letztendlich ist die Entscheidung für oder gegen ein Lebensmittel natürlich eine individuelle Kopfsache. Dennoch zeigt sich immer wieder, dass sich Ernährungsgewohnheiten schnell ändern können. Sushi ist hierfür ein gutes Beispiel. Während heutzutage in jeder größeren Stadt Sushi angeboten wird, war dies noch vor ein paar Jahrzehnten undenkbar. Die Vorstellung rohen Fisch zu essen galt als eklig. Wir glauben, dass diese Entwicklung auch für Insekten bevorsteht. Nicht nur, weil sie mit den Krebstieren verwandt sind, sondern auch weil die heutige Generation wesentlich aufgeschlossener ist, hochwertige Proteine zu schätzen weiß und Nachhaltigkeit für viele Menschen ein wichtiger Teil ihres Lebensstils geworden ist.

QUELLEN

[1] United Nations, Department of Economic and Social Affairs, Population Division. World Population Prospects: The 2015 Revision, Key Findings and Advance Tables. Working Paper No. ESA/P/WP.241, 2015.

[2] United Nations, Food and Agriculture Organization. Edible insects: Future prospects for food and feed security. Rome, 2013.

[3] United Nations, Food and Agriculture Organization. Livestock’s long shadow: Environmental issues and options. Rome, 2006.

[4] United Nations, Food and Agriculture Organization. Tackling Climate Change through Livestock: A global assessment of emissions and mitigation opportunities. Rome, 2013.

[5] van Huis, A. Potential of insects as food and feed in assuring food security. Annual Review of Entomology 58: 563-583, 2013.

[6] Dossey, A.T.,  Morales-Ramos, J.A., Rojas, M.G. Insects as sustainable food ingredients: Production, processing and food applications. Academic Press, 1. Edition, 2016.

[7] Oonincx D.G.A.B., van Itterbeeck J., Heetkamp M.J.W., van den Brand H., van Loon J.J.A., van Huis, A. An exploration on greenhouse gas and ammonia production by insect species suitable for animal or human consumption. PLOS ONE 5(12): e14445, 2010.

[8] Thrane, M., Paulsen, P.V., Orcutt, M.W., Krieger, T.M. Chapter 2 – Soy protein: Impacts, production, and applications. In Sustainable Protein Sources, edited by Nadathur, S. R., Wanasundara, J.P.D. and  Scanlin, L. Academic Press, San Diego, Pages 23-45, 2017.

[9] Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Versorgung mit Molkenerzeugnissen in Deutschland nach Kalenderjahren, 2015.

[10] Kirkpatrick, T.W. Insect life in the tropics. London, Longmans, Green, 1957.